Zukunft unserer (Innen-)Stadt

Was ist der aktuelle Stand? Was ist geplant? Was ist realistisch möglich?

Was ist in der Visselhöveder (Innen-)Stadt los? Einige Traditionshäuser mussten über die vergangenen Monate ihre Geschäfte endgültig schließen – Juwelier Desens, Betten Röhrs. Andere drohen zu folgen. Einige Gebäude wurden gerade abgerissen und weitere stehen schon ewig lange leer.

Es gibt anderseits auch Planungen für Neuansiedlungen.

Ortsprägend könnte Planung eines weiteren Vollsortimenters sein.
Doch – brauchen wir einen fünften Supermarkt?

Vielerorts haben sich verschiedene Visselhöveder:innen Gedanken hierzu gemacht. Ein Einzelhandelskonzept und Stadtbildanalyse, sowie eine Voruntersuchung für ein Nahversorgungskonzept wurden vom Rathaus in Auftrag gegeben und sind inzwischen öffentlich einsehbar auf der Webseite der Stadt. Viel wurde im Bauausschuss geplant und im Gewerbeverein diskutiert. Auch Bürgerin und Bürger haben ihre Meinungen über unterschiedliche Wege hörbar gemacht. Wir haben sie alle zusammen in einen Raum gebracht um gemeinsam drüber zu sprechen.

Am 23. Februar – zwei Tage nach dem letzten Treffen des Bauausschusses – haben wir André Lüdemann (Bürgermeister), Ulf Timmann (Gewerbeverein) und Ekkehard Tamm (Stadtplaner) in das Haus der Bildung gelockt. Gegenüber saßen ihnen etwa 100 neugierige Vissler:innen mit vielen Fragen. Da war es gut, dass wir mit Christiane Looks wieder eine erfahrene Moderatorin auf unserer Seite hatten, um uns vor jeglichen Chaos zu schützen.

Der Abend war in zwei große Blöcke eingeteilt. Im ersten Block durften alle drei eingeladenen Gäste ihre Gedanken zur Innenstadt präsentieren. Der zweite Teil bestand aus einer offenen Fragerunde mit Fragen aus dem Publikum und Antworten von den Experten.

Vortrag André Lüdemann (Bürgermeister)

Der Bürgermeister hat klargestellt, worin er die Aufgaben einer Stadt sieht. Sie gibt den Rahmen vor, an den sich Firmen und Bürger:innen halten müssen. Sie kann unterstützen. Sie kann vernetzten. Er möchte nicht, dass die Stadt selbst tätig wird als Unternehmen.

Stattdessen ist das Ziel, dass man sich generell lieber in der Innenstadt aufhält und auch Orte schafft, an denen man nicht nur konsumieren muss. Auch für Touristen soll die Stadt so attraktiver werden, welche dann wiederum das Gewerbe hier im Ort unterstützen.

Konkret hat er das Projekt „Perspektive Innenstadt“ vorgestellt, welches Fördermittel vom Staat erhält um das Leben in der Innenstadt nach der Pandemie anzukurbeln. Einige Maßnahmen sind schon zu sehen, andere sind noch im Bau.

  • 50.000 Blumenzwiebeln wurden gepflanzt im Bürgerpark (zusammen mit Grundschule und Vissel for future)
  • Es wird mehr Fahrradständer und Sitzgelegenheiten entlang der Goethestraße geben
  • Der Wohnmobilstellplatz wird aktuell modernisiert
  • Im ehemaligen Restaurant im Vissel-Bad entsteht ein neuer Mehrzweckraum
  • In zwei Wochen kommt ein neues Outdoor-Fitness-Gerüst neben das Vissel-Bad/Jugendzentrum

Insgesamt 250.000€ wurden hier investiert und alles soll noch in diesem Frühjahr geschehen, „damit die Fördergelder nicht flöten gehen“.

Vortrag Ulf Timmann (Gewerbeverein)

Ulf Timmann hat erklärt welche Kriterien Anwohner und Gewerbe in eine Stadt ziehen, wobei beide auch voneinander abhängen.

Drei Dinge müssen für Gewerbetreibende vorhanden sein um sich hier ansiedeln zu wollen: Ansprechpartner:innen bei der Stadt, günstige Mietpreise und gute Anwohner:innen. Vorher werden alle Geschäfte für sich klären, ob der Ort von den Geschäftszahlen her passt, aber dann geht es um diese drei Faktoren.

Für Geschäfte die ihren Verkauf über das Internet abwickeln, ist der Standort relativ egal, solange die Pakete rauskommen und die Verbindung zum Internet stabil läuft. Hier kann die Stadt mit dem Ausbau von Glasfaser punkten. Es müssen bei interessierten Geschäften dann aber schnelle unkomplizierte Entscheidungen getroffen werden. Die minimalen Anforderungen können viele Standorte erfüllen.

Durch ein stärkeres Gewerbe kann Visselhövede dann auch neue Anwohner gewinnen. Andere Anforderungen für die Wohnortsuche stehen aber weiter vorne. Einkaufen steht nur auf Platz 3 für Ulf Timmann, öffentliche Institutionen wie Kita, Schule & Ärzte auf Platz 2 und Wohnung/Haus auf Platz 1 der Wünsche neuer Mitbürger.

Beide Bereiche hängen voneinander ab. Haben wir Anwohner, kommt Gewerbe. Haben wir Gewerbe, kommen Anwohner.

Vortrag Ekkehard Tamm (Stadtplaner)

Ekkehard Tamm hat über den Leerstand in der Stadt gesprochen. Es gibt zu viele leere Läden mit großen Werbeschildern aus vergangener Zeit in Visselhövede.

Außerdem braucht die Stadt mehr bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum. Themen die sich auch kombinieren lassen. Nicht alle leerstehenden Geschäfte werden sich wieder mit anderem Gewerbe füllen lassen. Hier können/müssen Wohnungen entstehen. Ganz konkret plant er gerade 18 neue Wohnungen in der Verdener Straße und auch für die Fläche um das Restaurant Damas gibt es Gedanken zum Wohnungsbau.

Abschließend hat er noch zwei Konzepte für den Vertrieb von lokalen Produkten vorgestellt. Das eine ist die Gründung einer Genossenschaft zur Direktvermarktung von landwirtschaftlichen regionalen Erzeugnissen. Eine Markthalle im Stil eines Supermarkts, der aber nur regionale Lebensmittel führt. Hierzu wurde bereits viel erarbeitet und mit Erzeugern gesprochen. Als Standort ist das Gebäude des ehemaligen Autohändlers am Ortseingang in Richtung Rotenburg im Gespräch. Die Hoffnung ist, dass es dieses Jahr mit dem Projekt losgehen kann.

Das zweite Projekt ist noch etwas abstrakter. Ein Outlet-Store für Visselhöveder Unternehmen, die non-food Ware herstellen und diese gemeinsam an einem Ort vertreiben möchten.

Initiale Statements zum „EDEKA“-Projekt

Natürlich hat sich auch jeder der drei kurz zu der möglichen Ansiedlung eines weiteren Vollsortiments in Visselhövede geäußert. Viel konkretes gab es dazu aber leider noch nicht zu berichten. Laut André Lüdemann gab es nämlich noch eine Änderungen im Konzept. Ende März wird es nun eine Ratssitzung geben und danach wird dann die Öffentlichkeit hoffentlich mehr erfahren.

Der Bürgermeister wollte aber jetzt schon die Chance nutzen um nochmal zwei Dinge klarstellen. Erstens laufen die Verhandlungen nicht mit EDEKA und der Stadt, sondern mit einem Investor, der unteranderem an EDEKA vermieten möchte. In dem Projekt sind aber auch Wohnungen und weitere Gewerbetreibende enthalten, die sich in Visselhövede ansiedeln möchten. Der Bau soll sich außerdem in das vorhandene Stadtbild integrieren, mit dem Unterschied, dass der neue Bau dann klimaneutral betrieben wird.

Und Zweitens sind alle bis jetzt verfügbaren Konzepte zum zweiten Vollsortiment in Visselhövede genaue das – Konzepte. Um das Projekt umzusetzen muss es erstmal den konkreten Bebauungsplan geben und alle benötigten Gutachten müssen anschließend zu einem positiven Ergebnis kommen.

„Es fließt noch sehr viel Wasser die Vissel herunter, bevor dieses Projekt realisiert wird“, äußert sich Ekkehard Tamm dazu. Ihm fehlen zum jetzigen Zeitpunkt die Pläne und Gutachten um sich eine objektive Meinung zu bilden.

Auch im Gewerbeverein ist deswegen noch keine Mehrheit abzusehen. Ulf Timmann sagt, dass ungefähr gleich viele Mitglieder dafür sowie dagegen sind zur Zeit – mit einer schwachen positiven Tendenz für das zweite Vollsortiment.

Forderungen von Vissel for future

Bevor es dann in die öffentliche Fragerunde ging, haben wir uns vorgedrängelt. Denn auch wir von Vissel for future, haben uns Gedanken zur Zukunft der Visselhöveder (Innen)-Stadt gemacht und fordern, dass fünf Punkte dabei berücksichtigt werden.

  • Erstellung eines gemeinsamen Leitbilds, das durch Bürger, Politik und Wirtschaft zusammen gestaltet und für die Innenstadt verfolg wird
  • Eine lebendige Innenstadt mit Begegnungsmöglichkeiten, kleine Plätze sollen lebendiger gestaltet werden für die Aufenthaltsqualität
  • Kunst, Kultur und Geschichte schützen, historische Gebäude dürfen nicht einfach abgerissen werden
  • Auf CO2 Belastung bei Neubau achten, die Faustregel besagt, dass ein Drittel der Belastung eines Gebäudes schon beim Bau entstehen
  • Mehr Mitdenken beim Konsum und allgemein weniger Konsum und wenn dann regional oder gebraucht, vieles lässt sich auch reparieren statt wegwerfen

Lasst uns gemeinsam für die Zukunft einer nachhaltig gestalteten Innenstadt arbeiten.

Fragen von Visselhöveder:innen

Was gehört zur Innenstadt Visselhövede?

In der Präsentation von André Lüdemann, war ein rot umrandeter Bereich der Stadt Visselhövede zu sehen. Hierbei handelte es sich um eine Erweiterung des zentralen Versorgungsbereiches. Um die Fördergelder für die Innenstadt beantragen zu können, musste der Bereich der Innenstadt angegeben werden. Erweitert wurde um den Stadtpark und das Schwimmbad.

Der eigentlich zentrale Versorgungsbereich ist von der Raumordnung vorgegeben und zum Beispiel im Einzelhandelskonzept der Stadt ausgewiesen. Der Bereich wurde in einem öffentlichen Verfahren vorgestellt und wer die Linie anders haben wollte, konnte einen Antrag dazu stellen. Stadtplaner Ekkehard Tamm hat dies mehrfach versucht: „Dann muss man nur im richtigen Zeitpunkt dann auch da sein“.

Der Bereich umfasst im aktuellen Plan nur die zentrale Stadt, damit die Innenstadt keine Frequenz verliert, wenn sich zu große Geschäfte außerhalb ansiedeln würden. „Gerade solch eine kleine Stadt wie Visselhövede, da ist es Gift – deswegen dürfen sie nur im zentralen Bereich angesiedelt werden“, so Ekkehard Tamm. Das bezieht sich auf alle Märkte von einer Fläche über 800 m². Lidl liegt außerhalb des Bereichs, weil er vorher erbaut wurde.

Gibt es konkrete Pläne für Leerstände?

Alle drei Wünschen sich hier mehr.

Dass Leerstände allgemein nicht gut sind für das Stadtbild, hat Ekkehard Tamm bereits in seinem Vortrag erwähnt. Nun formuliert er es als: „wo was los ist, da kommt noch was dazu – wo nichts los ist, bricht es weiter ein“. „Geschäfte alleine halten sich nur von den Kunden und wenn die Kunden nachher nicht da sind […] gibt’s auch keine Geschäfte mehr“, formuliert es Ulf Timmann von der anderen Seite.

Ist die Innenstadt also attraktiv, lockt sie mehr Kunden an und es gibt weniger Leerstände. Durch die vielen Leerstände ist die Innenstadt aber zur Zeit unattraktiv, es gibt weniger Kunden und dadurch könnte es zu mehr Leerständen kommen. Es ist ein Kreislauf. Irgendwo muss konkret gestartet werden, um diesen zu durchbrechen. Was sind die Ideen der drei Redner hierzu?

Ulf Timmann findet selber den neuen „Socken-Laden“ (Agentur Naked Banana; Goethestraße 28) eine schöne Ergänzung für die Stadt und allgemein eine gute Idee. „Online-Handel kann sitzen wo er will – der kann auch in der Innenstadt sitzen und der kann auch die Tür aufmachen, wenn jemand reinkommt und ein paar Socken haben will“. Das funktioniert natürlich aber nur, wenn die Mietabgaben kalkulierbar sind für die Geschäfte.

Als eine andere Lösungsidee, stellt Ekkehard Tamm das Konzept eines Pop Up Stores vor. Ein Laden, der kurz hoch poppt und genau so schnell verschwindet. Einen Leerstand also nur für kurze Zeit, statt langfristig, vermieten. Zielgruppe wären hier alle, die nur einmalig etwas verkaufen wollen oder zum Beispiel exklusiv zum Start ihres Onlinevertriebes ein lokales Verkaufserlebnis anbieten wollen. Dabei ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bist der erste in Visselhövede aufpoppt, nachdem das Konzept inzwischen von sehr vielen Künstlern, YouTubern und sogar Supermärkten wie Aldi genutzt wird.

Der Stadtplaner konnte neben dieser Idee, aber auch von zwei konkreten Projekten berichten. Als erstes begleitet er den Umbau des Gebäudes gegenüber des Rathauses (ehemalige Anwaltskanzlei), für zwei neue barrierefreie Wohnungen. Außerdem hat er ein Konzept entwickelt für das „Deutsche Haus“ (ehemaliges Reisebüro/Bente Bestattungen) und hofft einen Investor zu finden, um hier ebenfalls weitere Wohnungen zu schaffen.

André Lüdemann erzählt von einem Projekt, an dem wir – Vissel for future – direkt beteiligt sind. Wir wollen eine Fahrradwerkstatt öffnen. Nicht als Konkurrenz für Ulf Timmann/Vento, sondern für kleinere Reparaturen und Hilfe zur Selbsthilfe. Hierzu wird gerade eine Ladefläche gesucht – am liebsten in Marktplatz nähe. Mehr dazu, sobald es mehr dazu gibt.

Der Bürgermeister berichtet aber auch, dass es auch Schwierigkeiten gibt beim Kampf gegen den Leerstand. „Natürlich gehören die Häuser auch irgendjemandem […] und manche sind greifbar und andere eben nicht“. Wenn jemand Ideen und Pläne hat, darf er sich aber gerne beim Rathaus melden, hier gibt es immer ein offenes Ohr und auch beim Vermitteln wird versucht zu helfen, ergänzt er abschließend.

Wir müssen uns auf uns selbst verlassen und selbst Ideen entwickeln […] bei mir gibt es da immer ein offenes OhrAndré Lüdemann (Bürgermeister)

Am Ende sind sich die drei wieder einig. Alle Leerstände wird man nicht wieder mit Gewerbe füllen können. „Ist einfach ein ständiger Wandel und man muss gucken: was ist noch gefragt?“, sagt Ulf Timmann. Der Bürgermeister setzt es in Relation mit dem Beispiel der Innenstadt Bremen und einem „gelingt keiner Stadt in Deutschland […] und da ist Visselhövede keine Ausnahme“. „Wir müssen über Konversion nachdenken. Konversion heißt: aus dieser Fläche […] Wohnungsbau machen“, erklärt es Ekkehard Tamm.

Welche Arten von Supermärkten gibt es?

Einige Mitbürger:innen waren verwirrt über die Frage, ob wir einen fünften Supermarkt in Visselhövede brauchen. Was sind denn die anderen vier? Wir haben doch nur einen „echten“ und drei Discounter? Das sind aber natürlich auch Supermärkte. Ekkehard Tamm hat als erfahrener Stadtplaner nochmal die drei verschiedenen Handelstypen von Supermärkten in Visselhövede beschrieben.

  1. Der „Hart“-Discounter, welcher 900-1000 Artikel handelt und bis auf einzelne Angebote nur Discounter-Ware verkauft; Beispiele hierfür sind Aldi und Lidl
  2. Der „Marken“-Discounter, ähnliche Anzahl Artikel, aber führt ebenfalls ein Angebot von Markenartikel im Sortiment und nicht nur Discounter-Ware; Beispiel Netto
  3. Der Vollsortimenter führt 16.000-20.000 verschiedene Artikel, hier ist das Sortiment breiter und tiefer; Beispiele sind natürlich aktuell der Combi und in Zukunft vielleicht nun auch der EDEKA

Erklärend nennt er dazu noch das Beispiel Spaghetti: „dann kriegen sie beim Aldi eine Sorte Spaghetti, vielleicht zwei und wenn sie zum Combi oder zum EDEKA gehen, dann finden sie acht oder zehn verschiedene“. Die Unterschiede bestehen in der Anzahl der Artikel. Supermärkte sind sie alle vier/fünf.

Was haben die anderen Supermärkte vor?

Hierzu konnte Ekkehard Tamm viel berichten, da er die Planungen der anderen Märkte begleitet. Kurz zusammengefasst: Alle anderen Supermärkte in Visselhövede möchten erweitern.

  • Lidl erweitert um 200 m² (Antrag genehmigt)
  • Aldi möchte 200m² mehr (erste Planungen laufen)
  • Combi möchte 500m² mehr (erste Planungen laufen)
  • Netto möchte 300m² mehr (erste Planungen laufen)
  • Hol’Ab soll umziehen; neben Netto (wünscht sich Tamm)
  • Bonus: Eis Café möchte Gebäude gegenüber ausbauen (Antrag läuft)

Bei den Erweiterungen geht es nicht nur darum mehr zu verkaufen, sondern auch darum „den Markt noch zeitgemäß betreiben zu können“, so Tamm. Dazu gehören zum Beispiel breitere Gänge für mehr Menschen mit Rollatoren und Platz für Self-Checkout Kassen ohne Kassierer:innen. Außerdem planen die Märkte auch Ladesäulen für E-Autos auf den Parkplätzen.

Was passiert mit dem alten NP/V-Markt?

„Die Bedingung der Stadt ist, dass dann das Gebäude, wo der NP-Markt drin war – Feldstraße da an dem Kreisel – […] dass das umgenutzt wird. Da wird zukünftig nie wieder ein Supermarkt oder ähnliches stattfinden, sondern dort ist auch Wohnungsbau geplant“, war die Antwort vom Bürgermeister. Hierfür gibt es auch schon erste Konzepte, die aktuell noch ausgehandelt werden.

Können zwei Vollsortimente in Vissel überleben?

Ekkehard Tamm startet die Konversation mit einer leicht scherzhaften Aussage: „Man kann eigentlich nur ein mal Mittag essen – wenn man mich sieht, könnte man denken, vielleicht auch zwei Mal“. Deswegen sagt er, dass man da bei den kommenden Gutachten und Plänen genau hinschauen muss.

André Lüdemann sagt dazu: „Niemand wird Geld in die Hand nehmen, um einfach nur so irgendwo zu investieren – die versprechen sich doch alle was. Seien sie mal sicher, dass Combi und EDEKA wesentlich bessere Zahlen haben, als wir sie zur Verfügung haben und die Kaufkraft ganz genau hier einschätzen können“.

Ulf Timmann hat etwas genauer nachgeschaut und sich beim Bundeskartellamt die großen Konzerne und deren Zahlen angesehen. EDEKA ist schon seit Jahren auf Platz 1 mit einem Jahresumsatz von weit über 60 Milliarden Euro. Die Bünting Gruppe, zu der Combi gehört, liegt „nur“ bei etwas über 1,7 Milliarden Euro (Übersicht mit Zahlen aus 2019).

„Das ist ganz klar ein Verdrängungswettbewerb, da müssen wir uns nichts vormachen und wenn wir das nicht klug anstellen, dann sind wir eventuell hier in der Stadt die gelackmeierten“, so die deutlichen Worte des 2. Vorsitzenden des Gewerbevereins.

Ekkehard Tamm hat außerdem mitbekommen, dass es einige Gespräche gegeben haben soll zwischen EDEKA und Combi, um den Standort Visselhövede zu übernehmen: „das findet doch alles nicht in luftleerem Raum statt“. Aber die Gespräche scheinen zu keinem Erfolg geführt zu haben und deswegen möchte EDEKA nun wohl doch etwas eigenes in unserer Stadt.

Im abschließenden Kommentar zum Thema hat der Bürgermeister betont, dass er keine Angst vor dieser möglichen Situation habe: „das ist ein so attraktiver Standort, der da ist, es wird sich immer jemand finden, der dort Gewerbe betreibt. Da bin ich fest von überzeugt“.

Es ist eine Illusion zu sagen, dass der Handel so weitergeht, wie er bisher lief. Wir müssen andere Modelle finden. Diese Veranstaltung sollte ein kleiner erster Auftakt zur Diskussion sein – an einem Zeitpunkt, an dem noch nicht viele Details feststehen.

Wir wollten den Anstoß zu mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungen rund um die Innenstadt geben. Worum geht es überhaupt? Welche Probleme gibt es? Welche Vorteile hat Visselhövede zu bieten? Gibt es Alternativen? Da werden wir auch weiter machen.

Vielen Dank an alle Beteiligten – vor allem André Lüdemann, Ulf Timmann und Ekkehard Tamm, die sich den Fragen gestellt haben. Ein großes Danke auch an Christiane Looks für die tolle Moderation. Und vielen vielen Dank für alle Visselhöveder:innen, die sich für das Geschehen in der Stadt interessiert haben und interessieren.

Fortsetzung folgt?

Was ist gelungen? Was können wir besser machen? Welche Redner würdest du dir bei einer möglichen zweiten Diskussionsrunde zum Thema Innenstadt wünschen?

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